Frauen unterwegs in Idar-Oberstein
Am 15. Oktober machten sich 27 Frauen mit dem Linienbus 800 auf den Weg ins Edelsteinland Idar-Oberstein.
Unser erstes Ziel war das Wahrzeichen der Stadt: die Felsenkirche, die in exponierter Lage über Idar-Oberstein thront. Der Sage nach wurde sie zwischen 1482 und 1484 als Sühneopfer für einen Brudermord erbaut. Die evangelische Kirche ist nur im Rahmen einer Führung erreichbar - über einen Treppenaufgang mit 216 Stufen und einen in den Fels geschlagenen Tunnel.
Im Inneren beeindruckt die Kirche mit einem mittelalterlichen Flügelaltar eines unbekannten Meisters, Fragmenten gotischer Glasfenster, einem Taufstein von 1500, einem aus Bergkristall geschnitzten Kruzifix sowie einem naturgewachsenen Achatkreuz.
Die Stummorgel von 1756 wurde 2002 von Orgelbauer Müller restauriert und an einen trockenen Platz im Kircheninneren versetzt. Aufgrund von Felsstürzen und Wassereinbrüchen ist die Felsenkirche seit Jahren geschlossen.
Nach einer Kaffeepause gab es Industriegeschichte zum Anfassen. In der 1873 gegründeten Ketten- und Bijouteriewarenfabrik Jakob Bengel wurde die Vergangenheit eines industriellen Zeitalters lebendig. An noch heute funktionierenden 40 Kettenmaschinen erlebten wir, wie aus Draht unterschiedlicher Stärke Ketten geflochten und aus Rohlingen Schmuckstücke gefertigt wurden – mithilfe von Friktionsspindelpressen, Ziehbänken und Walzen. In den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts stellte die Fabrik mit Hilfe von ca. 100 Mitarbeitern und Frauen in Heimarbeit aus verchromtem Metall und dem Kunststoff Galalith Schmuck im Stil des Art Deco her, der weltweit vertrieben wurde. Noch heute können anhand der damaligen Musterbücher Schmuckstücke nachgefertigt werden.
Nach so vielen Eindrücken spazierten wir zurück zum Bahnhof - durch eine Innenstadt, die mit Themenwegen und Ruheplätzen ansprechend gestaltet ist, aber leider auch viel Leerstand aufweist.
Frauen, die sich den Aufstieg zur Felsenkirche nicht zutrauten, besuchten stattdessen das Edelsteinmuseum oder die Mineralienwelt.
Ein besonderer Dank gilt Renate, die den Ausflug akribisch vorbereitet und mit Umsicht und Weitsicht begleitet hat.
Team der Frauen unterwegs
