„Auf Adelers Fittichen sicher geführet“

Ich erinnere mich an eine der vielen Erstkommunionfeiern. Schönes Wetter, die Festgemeinde versammelt sich auf dem Schulhof, der Musikverein ist da und spielt das Lied: „Lobet den Herren, den mächtigen König der Ehren.“

Bei der zweiten Strophe kann schon fast keiner mehr mitsingen, aus welchen Gründen auch immer. Ich krame konzentriert in meinem Gedächtnis, okay die zweite Strophe bekomme ich noch zusammen:

Lobe den Herren, der alles so herrlich regieret,
der dich auf Adelers Fittichen sicher geführet,
der dich erhält,
wie es dir selber gefällt;
hast du nicht dieses verspüret?

Wer sich schon mal näher mit dem Adler befasst hat, der wird wissen, dass Adler nicht nur supertolle Augen haben. Ein interessantes Phänomen beinhaltet, dass die Adlerjungen regelrecht aus dem Nest geworfen werden. Was für Zuschauer vielleicht häufig aussieht wie Kämpfe, sind nur Flugübungen der jungen Seeadler. Klar füttern die Adlereltern ihre Jungen. Aber wenn das Adlerjunge flügge wird, dann wird es entweder häufig mit der Beute der Adlereltern gelockt oder aber die Eltern werfen das Junge aus dem Nest. In Todesangst und Panik stürzt es dann in die Tiefe. Jeder Zuschauer wird denken und sich fragen, warum haben die Adlereltern bis hierher gepflegt und liebevoll versorgt, wenn sie das Junge dann in die Tiefe, in den tödlichen Abgrund stürzen lassen?

Aber dann das überraschende Geheimnis. Bevor das Adlerjunge am Boden zerschellt, jagt der Adlervater geschwind hinterher, fängt es auf seinen Fittichen auf und bringt es zurück ins Nest.

Das Adlerjunge ruht dann auf den Schwingen des Adlers und wird von ihm wieder zum Nest emporgetragen. Auch wenn die Sicherheit des Adlerjungen im Nest nicht lange anhalten wird, denn dort beginnt dann diese „Flugübung“ von neuem: Das Adlerjunge wird wieder aus dem Nest gestoßen, es fällt - und lernt nach und nach, selbst zu fliegen.
(Das ist das schöne Bild von „der dich auf Adelers Fittichen sicher geführet“.)

Ich wünsche Ihnen die Erfahrung, dass Gott für uns wie ein Adler ist, dass er uns hin und wieder aus dem Nest oder dem Wohlstand wirft, um uns danach wieder liebevoll aufzufangen.

Lobe den Herren, der künstlich und fein dich bereitet,
der dir Gesundheit verliehen, dich freundlich geleitet.
In wieviel Not hat nicht der gnädige Gott
über dir Flügel gebreitet!

Rüdiger Glaub-Engelskirchen,
Gemeindereferent