„Totenmonat“ November

Der November ist gespickt mit Feier- und Gedenktagen rund um den Tod. Aber nicht nur im sogenannten „Totenmonat“ November sind wir immer wieder mitten im Leben vom Tod umfangen. Ich denke dabei nicht nur an den endgültigen Tod, sondern an die vielen kleinen Abschiede, die ihm vorausgehen.

Menschen, mit denen wir ein Stück unseres Weges gegangen sind, verabschieden sich privat sowie aus dem Leben unserer Pfarreiengemeinschaft Schweich. Beziehungen brechen ab, manche im Frieden, andere im Streit. Hoffnungen werden enttäuscht, Träume nicht erfüllt. Wunden bleiben zurück. Der Tod wirft seine Schatten voraus.

Die Kräfte des Körpers lassen nach. Was früher keine Mühe bereitete, ist nun nicht mehr möglich. Die Welt wird kleiner: ein Ort - ein Haus - eine Etage - ein Zimmer - ein Bett oder Sessel. Der Tod wirft seine Schatten voraus.

Die Kinder gehen aus dem Haus. Plötzlich ist es leer und still. Die Besuche werden kürzer, die Abstände zwischen ihnen immer länger. Sie leben jetzt in ihrer eigenen Welt. Der Tod wirft seine Schatten voraus.

Der Arbeitsplatz wird gekündigt. Was bisher Menschen mit ihren Händen machten, erledigen nun Maschinen. Niemand ist unersetzlich. Der Tod wirft seine Schatten voraus.

Wenn uns Todesahnung befällt, merken wir, dass wir unser Leben nicht mehr selbst in der Hand haben.  Unsere Pläne, unsere Hoffnungen, Träume und Vorhaben sind nichtig, wir stoßen an unsere Grenzen. Gott leitet unsere Geschicke.

Viele Menschen sind sprachlos, wenn es um das Thema Sterben oder sogar um den eigenen Tod geht.  Distanz wird aufgebaut, das Thema wird tabuisiert, weit von sich gewiesen. Das Gegenteil davon wäre: Kontakt, Berührung, darüber sprechen und sich austauschen: Wie geht es mir / dir damit? Was denkst und fühlst du?

Ich bin derzeit dankbar für Begegnungen und Gespräche, in denen wir dem Tod nicht ausweichen, sondern Gedanken daran zulassen und wieder loslassen. Denn das Leben will gelebt werden; auch im „Totenmonat“ November.

Mit gefallen die Novembergedanken von Rita Krötz (www.hoffnungsvoll-leben.de)

Blätter fallen
Wenn der Sommer vorüber ist
Die Zeit reif ist
Lassen sich nicht mehr am Baum halten
Können nicht wieder zum Leben erweckt werden
Wollen unter die Erde gebracht werden 

Schauen
Wo Leben nicht mehr lebendig ist
In meinen Beziehungen
In meinem Engagement
Mich fragen
Was neu belebt werden kann 

Verabschieden
Was nicht mehr zu beleben ist
Nur noch abgehakt wird
Meinen Tag übervoll macht
Keine Freude mehr drinsteckt
Was tot ist mitten im Leben 

Den Frühling erhoffen
Etwas brach liegen lassen
Platz machen für Neues
Das in mein Leben kommen will
Und Raum braucht 

Es wird sich zeigen...

 

Rüdiger Glaub-Engelskirchen,
Gemeindereferent in der Pfarreiengemeinschaft Schweich