Unangenehme Aufgabe, aber wichtig!

Gehören Sie auch zu den Menschen, die unangenehme Dinge vor sich herschieben?

Ich eigentlich nicht, aber es gibt eine zentrale Aufgabe, die selbst mir als Seelsorger schwerfällt: der Besuch bei Trauernden.

Mir zeigt dies, dass nicht nur die zurückbleibenden Angehörigen an ihre Grenzen stoßen, sondern auch viele andere Menschen, die mit ihnen Kontakt haben. Angst, Unsicherheit, Gefühlschaos…

Trauernde berichten immer wieder, wie schmerzlich es ist, wenn Mitmenschen aus Angst vor einer Begegnung ausweichen und z.B. die Straßenseite wechseln. Sind nicht die Angehörigen durch die aktuelle Trauerarbeit und ihre depressiven Gefühle schon genug isoliert?

Jeder Mensch trauert unterschiedlich an Intensität und Länge. Während einige Menschen deutlich signalisieren „lasst mich bitte in Ruhe trauern“ suchen andere genau das Gegenteil. Meine Erfahrung zeigt, die meisten möchten reden, weil sie das Schweigen nicht ertragen können. Sie suchen Mitmenschen, denen sie sich mitteilen können. Diese Erfahrungen machen wir bei unserem monatlichen Lebenscafé „Leben üben in der Trauer!“

Die Gedanken von Marie-Luise Wölfing bezeugen dies ebenfalls:

„Gesegnet seien alle, die mir jetzt nicht ausweichen. Dankbar bin ich für jede Begegnung. Gesegnet seien alle, die mich immer noch besuchen, obwohl sie Angst haben, etwas Falsches zu sagen.

Gesegnet seien alle, die mir erlauben von dem Verstorbenen zu sprechen, denn ich möchte meine Erinnerungen nicht totschweigen.“

Worauf warten wir noch?

Nehmen wir uns besonders im „Totenmonat“ November die Zeit für ein Gespräch, für einen Anruf, für einen Besuch.

Nicht lange überlegen und planen, die Begegnung wird sich bei ein bisschen Sensibilität von selbst ergeben. Ich bin sicher, danach stellt sich ein Gefühl von Zufriedenheit ein. Es ist das Schwerste im Leben einen geliebten Menschen für immer loszulassen. Jedoch gehört es zu den größten Geschenken, um Menschen zu wissen, die mich in dieser Situation nicht allein lassen.

Oder wie haben Sie es erlebt?

Rüdiger Glaub-Engelskirchen,

Gemeindereferent in der Pfarreiengemeinschaft Schweich