Ein spiritueller Impuls für die Österliche Bußzeit
Liebe Leser*innen, liebe Pfarrangehörige!
In unserer Familie wird gerne gepuzzelt, besonders meine Frau und unsere Tochter frönen diesem Hobby. Dabei bevorzugen sie nicht nur neue Puzzles, sondern auch ältere sind willkommen. Wie es der Zufall will, kramt unsere Tochter wieder das Puzzle mit dem Motiv des Trierer Doms hervor. 1000 Teile - eine echte Herausforderung.
Über der Beschäftigung mit dem Puzzle sind mir einige Gedanken gekommen, die mich zu diesem Impuls inspiriert haben.
Wir stehen in der Fastenzeit oder sagen wir besser in der Österlichen Bußzeit; in dieser Zeit, mit dem Ziel Ostern vor Augen, bietet es sich an, über wichtige Dinge in meinem Leben nachzudenken.
Für uns Seelsorger ist diese Phase geprägt durch viele Termine und Aktionen, die mir manchmal wie ein Puzzle vorkommen. Da ist der Bußgottesdienst für die Kommunionkinder und ihre Eltern; da sind die Familiengottesdienste in unseren 7 Pfarrkirchen, für alles müssen Ort und Zeit eingeplant werden. Auch die neue Frauenrunde, die wir ins Leben rufen, will gut vorbereitet sein. Alles hat seinen Platz und muss sinnvoll eingefügt werden.
Zuhause gehen wir beim Puzzeln mit einer gewissen Systematik vor: Zuerst suchen wir die Randteile heraus und erstellen damit den Rahmen, eine Art Gerüst für das Bild. Damit wissen wir, wie groß das Puzzle wird, wo oben und unten ist und welche Motive sich in welcher Bildhälfte befinden.
Nicht nur in unserer Pfarreiengemeinschaft Schweich, sondern auch in unserem neuen Pastoralen Raum befinden wir uns in der Entwicklungsphase; erste Gerüste stehen, daran wird weitergebaut. Das Bild ist noch nicht fertig, aber mit Sicherheit wird sich in den nächsten Monaten einiges klären.
Dann sind noch wir Menschen da. Sind wir und werden wir nicht selbst zu einem einzigartigen Puzzle? Jede Begegnung, jede Fähigkeit, jedes Talent, jedes Lachen, jede Art von Emotion kann für die unzähligen Puzzleteile stehen, die mein Leben ausmachen und vervollständigen. Als diese Person, als dieser Mensch, bin ich da und lebe in dieser Zeit.
Eines ist allen Puzzlefreunden klar: Es braucht Geduld. Es gibt immer einige Teile, für die finden wir zunächst keinen Platz. Sie liegen dann außerhalb, man versucht es manchmal mit Druck, weil man denkt, dieses Stück muss doch da hinpassen. Aber dies ist der falsche Weg.
Um auf unser Motiv vom Trierer Dom zurückzukommen: Tatsächlich haben auch wir unser Puzzle nicht fertigbekommen. Wir hatten zu wenig Zeit, das Motiv erwies sich für den Moment als zu schwer. Ich musste schmunzeln, als ich das halb fertige Bild gesehen habe. Der Dom steht schon fast - und noch immer. Dies gibt mir Zuversicht - auch für diese Fastenzeit 2023. Möge Gott uns Rückenwind und einen langen Atem verleihen, damit wir mit Phantasie, Toleranz und all unseren Plänen und Ideen IHN nicht aus dem Auge verlieren. Er schenke uns Geduld mit uns selbst und die Größe, auch die kleinen Puzzleteile zu achten.
Ich grüße Sie herzlich aus meinem neuen Büro im Haus Luzia in Schweich.
Diese Etage und das Zusammenwirken als Team hier im Pfarrbüro sind schöne Puzzle-Teile, die sich nach und nach erschließen.
Herzlichen Dank allen, die mitgesorgt und mitgearbeitet haben.
Ihr und euer Gemeindereferent
Rüdiger Glaub-Engelskirchen