Optimisten werden von der Sonne belohnt
Von seiner schönsten Seite präsentierte die Sonne nach einem regnerischen Tag die Einrichtung der Barmherzigen Brüder von Maria Hilf für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen.
Der Schönfelderhof geht zurück auf eine Gründung des Zisterzienserordens unter Bernhard von Clairvaux und ist erstmalig urkundlich im Jahr 1152 erwähnt: „grangiam que dicitur…. bellum campum (schönes Feld)“. Darüber hinaus befindet sich der Schönfelderhof sich in einer geschichtsträchtigen Gegend; so war die Region bereits zur Römerzeit nachweislich besiedelt (römische Langmauer, Steinbrüche etc.).
Interessant war auch die Erzählung, wie die „Brüder“ auf den Hof kamen. Wie schon erwähnt, war das Hofgut in Ordensbesitz bis es in der napoleonischen Zeit säkularisiert wurde und somit in privaten Besitz überging. Nach etlichen Besitzerwechseln verkaufte die Rheinische Siedlungsgenossenschaft nach Intervention des Zemmerer Bürgermeisters das Gut an den Orden der Barmherzigen Brüder von Maria Hilf, die den Hof in 1920 übernahmen und dort mit der Betreuung von beeinträchtigten Männern begannen. Auch das dunkle Kapitel der Nazi-Zeit blieb nicht unerwähnt. Im Rahmen des Euthanasieprogramms wurden die Bewohner deportiert und es ist anzunehmen, dass sie in den Vernichtungslagern den Tod fanden.
Engagiert erzählte uns Wolfgang Junker aus seiner fast 40-jährigen Tätigkeit auf dem ehemaligen Hofgut. Er berichtete über den Wandel einer stationären Heimeinrichtung für psychisch und geistig beeinträchtigte Männer hin zu einer modernen gemeindepsychiatrischen Organisation mit ausdifferenzierten Angeboten im Rahmen der der gesellschaftlichen und beruflichen Teilhabe.
Eindringlich erzählte er von den dort betreuten Menschen mit den unterschiedlichsten psychischen Erkrankungen und Symptomen und den pädagogisch/therapeutischen Grundsätzen und Methoden. So sei es Ziel - basierend auf den Ressourcen und Zielen der Betroffenen – auf die Entwicklung der Selbstbefähigung (Empowerment) und ein möglichst hohes Maß an Teilhabe und Integration/Inklusion hinzuwirken.
Auf dem Rundgang zeigte er uns die Gebäude der St. Bernhardswerkstätten, des Wohndorfes und der Therapiebereiche. Hier soll den Klient*innen ein am individuellen Bedarf ausgerichtetes selbstbestimmtes Leben ermöglichen sollen.
Er berichtete auch von der Bedeutung der Teilhabe am Arbeitsleben mit den unterschiedlichen Arbeitsangeboten sowie den Maßnahmen der beruflichen Bildung und Integration mit dem Ziel der Vermittlung auf den allgemeinen Arbeitsmarkt.
Beeindruckend war die Darstellung des Netzwerkes mit den gemeindepsychiatrischen Betreuungszentren in Hermeskeil, Prüm, Bitburg, Daun, Schweich, Trier und Herforst. Ca. 600 Menschen werden vom Schönfelder Hof und seinen Außenstellen betreut.
Abgerundet wird das Konzept der Sozialraumorientierung durch die Möglichkeit der Bürgerinnen und Bürger, Angebote wie das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) am Schönfelderhof, der Höfläden und der Gaststätte in der Bernhardsklause wahrzunehmen.
Nach viel Input und einem kleinen, sonnigen Rundgang durch Feld und Wald - immerhin umfasste das Gut einmal 160 ha Feld und Wald - fand unser Ausflug seinen gemütlichen Abschluss bei einem Imbiss in der Bernhardsklause.