Pfarrbriefvorwort

KI generiertes Bild. Text: Bernhard von Clairvaux

Es ist faszinierend zu beobachten, wie leicht sich Vögel in der Luft bewegen können. Wie schnell und flink oder auch getragen sie sich in der Luft fortbewegen. Gerade bei der Jagd merkt man, wie sicher sie ihre Flügel in der Luft einsetzen. Ein Sturzflug bei der Jagd ist oft notwendig, doch der Vogel schafft es immer wieder blitzschnell die Flügel so zu stellen, dass er wieder Aufwind bekommt und sich förmlich hochzieht.

Am 14. September feiert die Kirche das Fest Kreuzerhöhung. An diesem Tag steht das Kreuz Christi im Mittelpunkt. Es wird dabei daran erinnert, wie Kaiserin Helena um das Jahr 326 bei einer Pilgerreise ins Heilige Land das Kreuz Christi aufgefunden hat. Seit dem 7./8. Jahrhundert feiert die Kirche diesen Tag der Auffindung und legt den Fokus noch einmal ganz bewusst auf das Kreuz. Gerade aus ökumenischer Sicht ist dies ein wichtiger Tag. Mag die unterschiedlichen Konfessionen so einiges trennen, so eint uns Christen aber alle das Kreuz.

Wo begegnen Ihnen Kreuze in Ihrem Leben? Zu Hause, in Kirchen, an Straßenrändern, auf dem Friedhof, an Bahnübergängen … Was bedeutet Ihnen das Kreuz?

Viele stören sich zunehmend mehr an diesem christlichen Zeichen. In einer Welt, die immer säkularer wird, passen solche Glaubenssymbole und Aussagen nicht immer gut hinein. Vor allem das Kreuz ist durch seine Anwendung und Bedeutung als Folterinstrument und Hinrichtungsort der Antike nicht immer gern gesehen. Das ist verständlich und auch schon bei den ersten Jüngern so gewesen.

Das Gottesloblied „Bleibe bei uns“ (GL 325) bringt in der zweiten Strophe schön zum Ausdruck, wie es den Jüngern Jesu erging: „(…)  Wir flohen fort vom Kreuz (…)“. Selbst die ersten Jünger sind geflohen - konnten den Anblick des Kreuzes nicht ertragen. Doch das Kreuz ist mehr als nur ein Hinrichtungsinstrument. Für uns Christen ist es ein Zeichen der Hoffnung. Gott Vater hat seinen Sohn nicht vergessen. Jesus Christus ist auferstanden und hat Leid und Tod, das Kreuz, besiegt. Das Kreuz ist beides: Ort der tiefsten Trauer, des Schmerzes, des Leids, der Angst, der Einsamkeit, des Verlassen-Seins. Doch auch Zeichen der Hoffnung und des Sieges über all das. Das Zitat von Bernhard von Clairvaux deutet geheimnisvoll unsere Hoffnung an. Wie die Flügel zum Vogel gehören, so gehören auch solche genannten Momente zu unserem Leben dazu. Doch wir sind ihnen nicht allein ausgesetzt. Gott steht uns bei. Er ist derjenige, der uns immer wieder aufrichtet. Durch seinen Sohn Jesus ist ihm unser Leid nicht fremd. Er hat Mitleid mit uns und möchte uns, gerade in solchen Momenten, tragen. Im genannten Gottesloblied heißt es dann weiter: „(…) Doch du, Verlorener, führtest uns bereits (…)“.

So dürfen wir immer wieder darauf hoffen, dass Gott in allen Lebenslagen an unserer Seite steht und uns führt. Im Kreuz entdecken wir: Gott ist uns nicht fern, sondern nah! Er ist da und trägt uns, wie die Schwingen eines Vogels. Auf seinen Auftrieb dürfen wir immer wieder vertrauen und unsere Flügel danach ausrichten. Absturz ist keine Option für Gott.

Einen schönen Spätsommer mit viel Auftrieb wünscht Ihnen
Ihr Kaplan Adrian Sasmaz