Rückblick auf den Katholikentag in Erfurt
Vom 30.05. bis 02.06. fand in Erfurt der diesjährige Katholikentag statt. Acht Personen aus unserer Pfarreiengemeinschaft haben daran teilgenommen. Wir möchten Ihnen mit diesen Zeilen ein paar unserer Erfahrungen mitteilen.
Während am Samstagabend ein Platzregen vom Himmel fällt, stürzen alle in die Pizzeria. Dort wird es eng und gemütlich und man kommt miteinander ins Gespräch.
Ein junger Mann aus Usedom bestellt für 80 Euro möglichst viele Pizzen. Der junge Mann erzählt, dass er und viele andere Menschen zum Helferteam des diesjährigen Katholikentages gehören und sich freiwillig gemeldet haben, um mit anzupacken.
„Obwohl“ er nicht getauft ist hat er lockeren Kontakt zum evangelischen Gemeindepädagogen. „Obwohl“ er einen Beruf hatte, in dem er viel Geld verdient hat, ist er auf der Suche.
„Obwohl“ er längere Zeit schwerkrank war, organisierte er den Katholikentag in Erfurt mit.
Respekt!
Hier hat sich für mich konkret gezeigt, wie das Motto umgesetzt werden kann: „Zukunft hat der Mensch des Friedens!“ Ein herzliches vergelts Gott allen Helferinnen und Helfern!
Rüdiger Glaub-Engelskirchen, Gemeindereferent
Wie kommt man auf die Idee an einem Katholikentag teilzunehmen?
Wenn man es schon einmal erlebt hat wie wir, 1982 in Düsseldorf (200.000 Teilnehmer*innen) und 1992 in Karlsruhe (40.000 Teilnehmer*innen), dann weiß man wie vielfältig die Begegnungen dort sind. So meldeten wir uns auf die Ausschreibung der Pfarreiengemeinschaft an.
Wir reisten voller Vorfreude zu einem Katholikentag, der sicher nicht mit den anderen zu vergleichen war. Waren für diesen Katholikentag in Erfurt doch „nur“ 20.000 Teilnehmer*innen angekündigt. Bemerkenswert für Ostdeutschland war, der Katholikentag konnte nur mit Unterstützung der evangelischen Gemeinden getragen werden. Vielleicht hat das dazu beigetragen, das wir an allen Ecken und Enden eine offene Atmosphäre gefunden haben. Christen oder Nichtchristen schien keine große Rolle zu spielen - Menschen mit Menschen, so könnte man es beschreiben.
Erfurt erfüllte meine Erwartungen. Mit 15.000 Menschen, die sich zur Eröffnung versammelten haben wir gemeinsam gebetet, gesungen und gefeiert. Es gab gute und ausgewogene Texte, ergreifende Musik und eine starke Gemeinschaft. Das Abschlussgebet und den Segen sprach die Leiterin der Hauptabteilung Pastorale Dienste im Bistum Erfurt.
Wenn ich weiter berichte, dann sind das nur Auszüge aus einem vielfältigen Programm. Auf meiner Veranstaltungsliste standen zwei Podiumsdiskussionen.
Es ging nicht um das Verhältnis zwischen Katholiken und Evangelischen, es ging um das Miteinander von Christen und Menschen ohne Religion.
Kommen „Nichtchristen“ in den Himmel? Haben wir ein positives Wort für Menschen, die nicht einem christlichen Glauben angehören?
Es waren die „Nichtchristen“, die die Menschenrechte und die Frauenfrage vorantrieben. Weiterhin hat die Kirche lange gebraucht, sich mit der wichtigen Klimafrage zu beschäftigen.
Was ich mitnehme aus diesem Podium?
Es ist unsere Aufgabe als Gemeinde Räume offen zu halten, in denen sich Menschen begegnen können. Es liegt an jedem einzelnen Menschen, die Schöpfung zu bewahren.
Das 2. Podium „Synodalität als Befreiung zu einer gemeinsamen Kirche“ endete mit dem Auftrag, „Feuer an die Basis zu bringen“!
Gut war es, wenn man nicht alles durchgeplant hatte. Da konnten wir spontan in ein Chorkonzert kommen, in dem man junge, engagierte Menschen trifft, die geistliche Lieder singen oder spielen.
Man kann einen Dominikaner erleben, der umringt von 100 Menschen aus den Regeln des Meister Eckhard rezitiert.
Oder man erlebte mit Gerhard Schöne ein Konzert mit dem Titel „Summen, singen, schreien“ ergreifend schön.
Eine Vielzahl von Werkstätten wurde angeboten. Meine Themen waren „Leben im Alter“, natürlich „Männertreff“ und „Leben in der Kirche“. Alle anregend, ideengebend und mit vielen guten Begegnungen angereichert.
Liebe Leser*in,
langsam komme ich zum Ende, das mir lebendig in Erinnerung bleiben wird. Ein ergreifender Tagesabschluss in Text, Musik und Ritual. Ich kann es nicht beschreiben, man muss es erleben, um zu verstehen, warum man einen Katholikentag besucht.
Das ist Kirche, fremde Menschen versammeln sich in einer besonderen Verbundenheit, um diese anschließend mit nach Hause tragen zu können. 2026 ist das nächste Treffen in Würzburg und unsere evangelischen Schwestern und Brüder haben zu ihrem Kirchentag 2025 nach Hannover eingeladen. Danke an Gemeindereferentin Astrid Koster für die Organisation, vielleicht wir beim nächsten Mal ein paar mehr.
Jürgen Schmitt, Schweich