Treffen der Männergruppe - Führung durch die Pfarrkirche Sankt Martin in Fell

Die Männergruppe der Pfarreiengemeinschaft Schweich traf  sich am 14. Juni 2023 vor der Pfarrkirche in Fell, wo sie von Hermann Gorges begrüßt wurde. Er hieß auch herzlichst die 1. Vors. des PGR und Küsterin Klara Krämer, die ihn bei der Führung unterstützte, willkommen.

Als erstes gab er einen geschichtlichen Überblick zur Pfarrei und Pfarrkirche. Gleich hinter dem Eingangstor sind 2 Steinplatten, die 1930 eingebaut wurden, die auf die frühere Kirche aus dem Jahre 1431 hinweisen.

Die beiden Steinplatten sind damit die ältesten noch vorhandenen Zeugnisse der früheren Kirche.

Diese stand auf dem heutigen Friedhof rechtwinklig zur jetzigen Kirche. Sie hatte 3 Altäre, drei Kelche und eine Monstranz und war auch schon dem hl. Martinus geweiht. Das Patrozinium Sankt Martin ist gewöhnlich ein Hinweis auf das hohe Alter einer Kirche. Der Erbauer war lt. einem Visitationsbericht von 1609 ein ehemaliger Feller Burgvogt. Auf einem Schutzbrief des Papstes Inocenz II. wird „Vallis“ (Fell das Tal) unter den Orten mit Kirchen aufgeführt.

Aufzeichnungen aus dem Jahre 1239 ist zu entnehmen, dass in Fell ein Margarethenkapelle auf der Burg stand. Kurfürst Wernher, der Erzbischof von Trier war, erwähnte 1392, dass es einen ständigen „Kapellan“ (Hofgeistlichen) am Margarethen Altar auf der Burg in Fell gab.

In einem weiteren Visitationsbericht aus dem Jahre 1569 wird die Pfarrei „Vell“ als zum Landkapitel Piesport gehörend aufgeführt und Filialen die Kapellen zu „Lorschit und Pflasteramo“ sind und dass das Kirchenschiff renovierungsbedürftig sei und eine Sakristei fehle.

In einem Visitationsbericht von 1715 ist zu lesen, dass die Pfarrei Fell mit Filialen Fastrau, Lorscheid und Fellerhof 350 zum Empfang der Osterkommunion berechtige Personen über 14 Jahre hat.   

Der Grundstein für die heutige, neugotische Kirche wurde am 14.06.1864 gelegt. Architekt war der Luxemburger Staatsarchitekt Arendt, (er hat auch die Kirche in Temmels gebaut und war ein Schüler der Kölner Dombauhütte).

An Baukosten waren 14.226 Taler und für die Einrichtung 3.665 Taler veranschlagt. Da es um die Finanzierung Meinungsverschiedenheiten mit dem Bischof gab, übernahm die Zivilgemeinde Fell die gesamten Kosten. Am Martinstag 1867 wurde die 1. Hl. Messe gehalten und 1872 wurde die Kirche vom Bischof konsekriert und dem hl. Martinus und der hl. Barbara geweiht. 1899 wurde eine Orgel aufgestellt und 1905 erfolgte die Ausmalung der Kirche. Im Jahre 1931 feierte die Pfarrgemeinde mit ihrem Pfarrer Hilgers das 500-jährige Bestehen mit einem Pontifikalamt und einem Festzug durch den Ort bis zum Festplatz im Grundtal, wo damals auch der Sportplatz war.    

Von besonderer Bedeutung ist das Glockengeläut der Kirche. Die älteste Glocke aus dem Jahre 1579 überstand den 1. Weltkrieg, wurde im 2. Weltkrieg im Sommer 1942 von der Wehrmacht konfisziert und nach dem Krieg unversehrt in Hamburg aufgefunden. Am 21. Januar 1951 wurde sie mit feierlichem Te Deum wieder vor der Kirche begrüßt.

Zwei weitere Glocken, die Kriegergedächtnis-Glocke (21 Ztr.) und die Sebastianus-Barbara Glocke (11 Ztr.) aus dem Jahre 1953 vervollständigen das Glockengeläut.

Im Jahre 1964 wurde -damit man auch im Oberdorf das Glockengeläut besser hören sollte-, auf Guinenkäppchen ein Umsetzer aufgestellt, der den Glockenschall weithin hörbar machte. Im Zuge der späteren Flurbereinigung wurde er allerdings abgebaut.

Die Kirche überstand im Laufe der Jahre viele Blitzeinschläge. Den schwersten 1936. Im März 1945 wurde sie, wie das ganze Dorf, von Granateinschlägen schwer am Dach beschädigt. Bei den späteren Reparaturarbeiten des Kirchendaches ist ein Dachdecker leider tödlich verunglückt.  

 

Im Innern der Kirche erläuterte Hermann Gorges ausführlich die Ausstattung und Bemalung.

Über dem Hochaltar ist noch die alte Ausmalung aus dem Jahre 1928, die durch den Düsseldorfer Maler Held ausgeführt wurde.

Am Hochaltar ist rechts der Schutzpatron, der hl. Martin (mit einer Gans) und links die hl. Barbara (mit Schwert, Buch, Kelch und Turm). Die hl. Barbara gilt u.a. als Schutzpatronin der Bergleute und das Barbara-Brauchtum wird in Fell besonders durch die Bergmannskapelle Fell praktiziert. Jedes Jahr am Gedenktag der hl. Barbara (4. Dezember)  wird die Barbara-Statue nach der hl. Messe begleitet durch die Bergmannskapelle  von der Kirche bis zur „Barbara-Grotte“ in der Bergmannstraße getragen.

Mittelpunkt des Chores ist der Opferaltar. Er ist verkleidet mit Teilen aus Holz der früheren Kommunionbänke. 1872 sollen bei der Kongregation durch Weihbischof Jakob Kraft Reliquien im Altar eingelassen worden sein.

An der Kanzel mit Schalldeckel, gebaut von einem Kölner Schreiner, sind die 4 Evangelisten Markus, (mit Löwe) Lukas, (mit Stier) Johannes (mit Adler) und Matthäus (mit Mensch/Engel) und in der Mitte zwischen ihnen als Hauptfigur der lehrende Christus dargestellt.

Die Kirchenbänke wurden von den Feller Schreiner Anton Schömer und Jakob Kläs hergestellt.

An den Strebepfeilern befinden sich seit 1972 die 12 Apostel als Träger der christlichen Botschaft.  Sie wurden aus Metall durch den Künstler Helmut Rams aus Waldbreitbach angefertigt. Jedes Symbol das der Apostel trägt, soll entweder auf seine besondere Fähigkeit oder auf seine Todesart hinweisen.  Vorher waren hier große Holzfiguren, die von Feller Bürgern gestiftet worden waren.

Die Kreuzweg Bilder wurden 1875 von Feller Bürgern (Initiator Johann Münch) gestiftet und von dem Maler Steffgen aus Trier angefertigt.

Der neue Taufbrunnen vor dem Marienaltar wurde auch von Helmut Rams angefertigt. Er gilt als Spende des neuen göttlichen Lebens. Die Lebenskreise des Menschen (Familie, Arbeit, Freizeit, Weinbau, Straßenverkehr und ein geöffneter Mund für vielschichtiges Leben) sind auf ihm dargestellt.

Nach einem Entwurf des Künstlers Günter Grohs aus Wernigerode hat die Firma Binsfeld aus Trier in den 1990iger Jahren die neuen Fenster angefertigt. Die beiden historischen Grisaille-Fenster im Chorraum wurden ebenso erhalten wie verschiedene Maßwerke in den Fenstern. Von den 6 Bildern der alten Fenster wurde vier in die neuen Fenster integriert und zwei weitere im hinteren Turm-Bereich in Glasvitrinen eingebaut.

Ein besonderes Ereignis in der Kirche war in den 80iger Jahren des 19. Jahrhunderts die Verabschiedung von Feller Bürgern*innen die als Auswanderer Abschied von hier nahmen und ihr Glück in einer Neuen Heimat suchten.

Die gesamten Maßnahmen an der Kirche, wie auch an den anderen kirchlichen Gebäuden (Pfarrheim, Kindergarten) waren nur möglich, weil die Zivilgemeinde Fell und die Bürger*innen der Gemeinde viele Spenden und Eigenleistungen erbracht haben. Die Mitglieder des Kirchenvorstandes gingen mit Briefumschlägen persönlich in die Häuser und sammelten Gelder ein.  Allein bei der großen Kirchenrenovierung Anfang der 70iger Jahre wurden 110.000DM gesammelt.

Bei der Orgel-Renovierung im Jahre 1987 musste die Kirchengemeinde ca. 200.000DM selbst aufbringen, was alles nur durch Spenden und Sammlungen möglich war. Ohne die große Mithilfe und die Spenden der Feller Bevölkerung wäre vieles nicht möglich gewesen. Nicht zuletzt deshalb haben die Feller Bürger*innen eine sehr emotionale Bindung zu „Ihrer Kirch“. Dies sollte man bei allen künftigen Reformbewegungen nicht außer Acht lassen.

 

Die neugotische Kirche bietet heute ca. 400 Besuchern Platz. Anlässlich der 100-Jahrfeier im Jahr 1972 bezeichnete der Trierer Domkapitular Prof. Dr. Ronig die Feller Kirche als „Schmuckkästchen im Trier Land“ und Weihbischof Jakoby meinte: die Feller Gemeinde kann stolz sein auf ihr Gotteshaus“. 

Zum Schluss seiner Ausführungen erwähnte Hermann Gorges noch, dass die Pfarrei 7 Pastöre seit den 50iger Jahren bis heute hatte und trug ein Gebet zur Erneuerung der Kirche der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands vor.

 

Im Anschluss an die Kirchenführung öffnete die Küsterin Klara Krämer die Aufgangstüren zum Glockenturm. So konnten die Männer über die vielen Stufen der steilen Leitern bis ganz nah an die drei Glocken heran.  Anschließend servierte Frau Krämer auch noch ein Gläschen des „Feller Messweines“.

Zum Abschluss des Nachmittags traf man sich zum gemütlichen Beisammensein im Restaurant Winzerkeller.  

 

Hermann Gorges, Fell